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Klimawandel und Ozonloch

 

Mareile Wolff

Metereologin und Ozonforscherin

Physics Department
University of Toronto

 

Du bist Meteorologin – woran forschst du?


Ich beschäftigte mich zur Zeit hauptsächlich mit Ozon, aber mehr und mehr auch mit anderen Spurengasen in der Atmosphäre. Ich vergleiche Satellitendaten mit anderen Messungen, um rauszufinden, ob der Satellit richtig misst.

 

Du beschäftigst dich mit Ozon, was ist das?


Ozon ist eine besondere Form des Sauerstoffs. Im Gegensatz zu dem gewöhnlichen zweiatomigen Sauerstoffmolekül, das wir mit der Luft einatmen, besteht das Ozonmolekül aus drei Atomen Sauerstoff. Wenn man Ozon einatmet, ist es giftig. Darum sind wir daran interessiert, den Ozongehalt in der Nähe des Erdbodens gering zu halten. Hier entsteht Ozon durch Luftverschmutzung an heißen Sommertagen. Aber Ozon hat für uns auch eine lebenswichtige Funktion: In etwa 20 bis 30 Kilometern Höhe gibt es die sogenannte Ozonschicht. Dort wirkt Ozon wie eine große Sonnenbrille für die gesamte Erde. Es schützt vor UV-Strahlung. Erst dadurch ist es möglich, dass wir hier unten leben können, ohne von der Sonne verbrannt zu werden. Vor gut 20 Jahren hat man über dem Südpol ein Loch in dieser schützenden Ozonschicht entdeckt. Durch intensive Forschung hat man herausgefunden, dass menschengemachte Chemikalien, die Fluor-Chlor-Kohlen-Wasserstoffe (FCKW) aus Kühlschränken, Klimaanlagen und Spraydosen, schuld an diesem Ozonloch sind. Die Wissenschaftler schlugen Alarm und alle Staaten der Erde haben sich zusammengesetzt und die Produktion von FCKW weitgehend verboten. FCKW werden heute nicht mehr produziert. Da sie aber sehr langlebige Gase sind, gibt es sie immer noch in der Atmosphäre. Man kann allerdings an den weltweiten Messungen sehen, dass ihre Konzentration langsam abnimmt. Darum sind sich die Wissenschaftler einig, dass sich die Ozonschicht in den nächsten 20 bis 30 Jahren erholen wird und wir bis 2050 wieder eine ganz normale Ozonschicht haben werden.

 

Und was hat Ozon mit dem Klimawandel zu tun?


Auf den ersten Blick hat das Ganze wenig mit dem Klimawandel zu tun. Auf den zweiten Blick gibt es aber doch Verknüpfungspunkte: Der beobachtete und erwartete Temperaturanstieg durch das erhöhte Kohlendioxid hier auf der Erde führt umgekehrt zu einer Temperaturabnahme genau dort, wo die Ozonschicht ist. Die chemischen Reaktionen, mit denen FCKW das Ozon abbaut, funktionieren leider besonders gut bei kalten Temperaturen. Wenn nun das FCKW zwar abnimmt, die Umgebungstemperatur in der Ozonschicht aber sinkt, können weniger FCKW-Moleküle viel mehr Ozon zerstören. Das wäre also ein Effekt, der der Ozonschichterholung entgegen wirkte. Im Moment weiß man noch nicht genau, wie stark dieser Effekt sein wird. Nur mit weiteren Messungen und Analysen können die Wissenschaftler versuchen, diesen Zusammenhang besser zu verstehen.

Zudem finde ich, dass der Umgang mit dem Ozonloch  – Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bevölkerung haben zusammengearbeitet und etwas geändert –  Mut macht, weil er zeigt, dass es möglich ist, auf Umweltkrisen zu reagieren und die Erde als Lebensraum für alle zu erhalten.

 

Wie stellt sich der Klimawandel für dich dar?


Ich habe 15 Monate in Spitzbergen gelebt und gearbeitet, einer Insel, nur etwas mehr als 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt. Es gibt dort eine deutsche Polarstation und es wird dort viel über Klimawandel, Ozon und die Auswirkungen einer veränderten Umwelt auf die Tierwelt der Arktis geforscht. Der Aufenthalt reichte natürlich nicht, um den Klimawandel live an Ort und Stelle beobachten zu können. Etwas ist mir aber aufgefallen: In dem Fjord vor unserer Haustür war eine Insel, die auf Seekarten von vor zehn Jahren noch als Halbinsel eingezeichnet war, weil sie auf der einen Seite durch eine Gletscherzunge mit dem Festland verbunden war. Aber der große Gletscher am Fjordende hatte sich in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen, was man im Vergleich mit alten Bildern sehen konnte.
Ozonmessungen gibt es in der Arktis seit etwa 15 Jahren. Im Gegensatz zum Südpol hat man dort bislang noch kein Ozonloch beobachtet. Allerdings konnte man beobachten, dass die obere Atmosphäre abgekühlt ist, und nach besonders kalten Wintern konnte man einen erhöhten Ozonabbau feststellen. Der wahrscheinliche Grund für die Abkühlung in den oberen Luftschichten ist der Klimawandel. In Bodennähe führt er zwar zur Erwärmung, aber weiter oben kühlt es ab. Hier muss man dringend weiter forschen, um mehr über diese Verknüpfung zwischen Klimawandel und Ozonabbau lernen zu können.

 

Du lebst jetzt in Toronto, ist der Klimawandel dort ein Thema?


Ja. In den täglichen Nachrichten ist es zum Beispiel ein Thema, wie man dazu beiträgt weniger CO2 zu produzieren. Es gibt sogar Werbeplakate und Fernsehspots, die dazu aufrufen, Energiesparbirnen zu benutzen, alte Kühlschränke gegen effizientere auszutauschen oder im Sommer weniger Strom zu verbrauchen (sprich: Klimaanlage aus). Was mich freut, ist, dass Deutschland oft als nachahmenswertes Beispiel genannt wird. Das macht mir bewusst, dass bei uns das Thema Umweltschutz doch schon länger ein Thema ist und viele Dinge bei uns schon selbstverständlich sind.

 

Was tust du privat fürs Klima?


Ich habe kein Auto und fahre hier in Toronto meistens mit dem Rad - obwohl das eine ganz schöne Umstellung war, wenn man die deutschen Radwege gewöhnt ist. Wenn ein Weg zu weit ist oder es im Winter zu kalt ist, benutze ich U-Bahn und Bus. Ich habe Energiesparbirnen an den meisten Stellen und versuche, elektrische Geräte nur dann einzuschalten, wenn ich sie wirklich brauche. Und wenn ich einkaufen gehe, bringe ich meine Taschen mit und versuche, der Kassiererin zuvor zu kommen und meinen Einkauf selbst einzupacken. Das ist leider nicht so einfach, weil es hier normal ist, dass man seinen Einkauf schon an der Kasse eingetütet bekommt. Alle zwei Wochen bekomme ich eine Kiste mit Gemüse und Obst aus organischem Anbau geliefert. Die Firma achtet darauf, hauptsächlich Lebensmittel aus der Region einzupacken und verkauft keine Ware, die mit dem Flugzeug transportiert worden ist. Ich habe versucht, meine Klimaanlage so wenig wie möglich anzuschalten -  wenn die Temperatur im Schlafzimmer über 30 Grad geklettert ist, bin ich allerdings doch schwach geworden.

Interview: Valeska Zepp

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