Jan Esper
Geograph und Klimaforscher
Geographisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität
Du bist Klimaforscher – was und wo forschst du?
Ich erforsche das Klima gestern und heute und entwerfe Klimamodelle für das Morgen. Mein Forschungsobjekt sind die Bäume, die über ihre Ringe eine riesige Menge an Informationen zu den Umwelt- und Klimabedingungen ihrer Lebenszeit gespeichert haben. Diese gespeicherten Infos zu entschlüsseln und in den Zusammenhang des Klimawandels zu stellen, ist mein Job als Klimaforscher und Dendrologe (Dendrologie ist die Lehre von den Bäumen und Gehölzen). Meine Forschungsregionen sind u. a. Sibirien, Zentralasien und das europäische Hochgebirge.
Wie sieht deine Arbeit bzw. dein typischer Tagesablauf aus?
Eigentlich habe ich mehrere Arbeitsorte: Zum einen die Bäume in den Forschungsregionen und zum anderen den Computer an meinem Institut. Wenn ich mit Zelt und Schlafsack in den Forschungsregionen unterwegs bin, besteht mein Job darin, mit einem Bohrer den Bäumen Holzproben zu entnehmen. Vorteil des Bohrers ist, dass die Bäume weiterleben können. Wieder zu Hause, werden im Labor verschiedene Messungen gemacht: So wird zum Beispiel die Breite der Jahresringe und die Dichte des Holzes gemessen. Mit diesen Daten füttere ich dann meinen Rechner und tauche damit ab in die Tiefen der Statistik. Ich vergeiche die Daten mit Klimamodellen und arbeite an der Optimierung dieser Modelle.
Ist der Klimawandel schon in deinen Forschungsregionen angekommen?
Was wir auf jeden Fall feststellen können, ist, dass es heute wärmer ist als in den letzen 1.000 Jahren. Das können wir an der Dichte des Holzes erkennen. Es gilt: Je dichter das Holz, desto wärmer die Periode. Außerdem stehe ich in engem Kontakt mit Klimaforschern in der ganzen Welt, die das Gleiche sagen.
Was tust du privat gegen den Klimawandel?
Ich habe meine Wohnung so gewählt, dass ich zu Fuß zum Job gehen kann und versuche, insgesamt so wenig wie möglich Auto zu fahren. Außerdem haben wir ziemlich viele Bioprodukte auf dem Esstisch - was aber in der Schweiz nicht schwer ist, da hier fast alles Bio ist.
Interview: Michaela Mohrhardt